Erfahrungsberichte
von Besitzern des Ergänzungsausweises (auch Nichtbesitzern) - bisher 9 Einträge, Stand: Juni 2014
10 - Aktiv war mir der Ausweis bis jetzt zweimal sehr hilfreich
Im zweiten Fall war mir der Ausweis bei meinem Outing auf der Arbeit eine große Hilfe. Nach dem mein Chef mir angeboten hatte, so zur Arbeit zu kommen, wie ich empfinde, wollte ich vor diesem Schritt mit allen Kolleginnen und Kollegen darüber sprechen. Ich arbeite in einem recht großen Autohaus. Ich habe den Ausweis als Erklärungshilfe genommen, was super funktioniert hat. Er gibt dem Ganzen ein etwas offizielleres Bild, da die Leute sich den Ausweis durchlesen. So entsteht nicht der Eindruck oder Verwunderung, was die Leute da vor sich haben. Ich empfand den Ausweis hierbei als sehr sehr angenehm.
A. (Juli 2014)
9 - Änderung vieler Dokumente allein auf der Grundlage des Ergänzungsausweises
8 - Erfahrungen eines Transmanns aus Hessen
7 - Neuer Reisepass
Aus Essen erreichte uns der ausführliche Bericht einer Unternehmerin, die den Ergänzungsausweis erhalten hatte und dann sehr erstaunliche Erfahrungen damit machte. Der ungekürzte Brief an die dgti kann unter diesem Link nachgelesen werden. An dieser Stelle möchten wir nur einige Stichworte angeben:
a) Der Steuerberater meldete ihre Firma um
b) Die Bank stellte alle Konten um und gab neue Kreditkarten aus
c) Das Einwohnermeldeamt stellte einen vorläufigen Reisepass auf den neuen Namen aus
In Nummer 5.2 der allgemeinen Verwaltungsvorschriften zur Durchführung des Passgesetzes - Bekanntmachung der Neufassung im Gemeinsamen Ministerialblatt vom 21. September 2000, Seite 587, ISSN 0939-4729, findet sich die Anweisung für Transsexuelle die ihren Namen geändert haben auf Wunsch einen vorläufigen Reisepass mit einer Geltungsdauer von 5 bis zu 10 Jahren auszustellen.
Anmerkung zu c): Die Umstellung im vorläufigen Reisepass muss unter Vorbehalt gesehen werden. Sie erfolgte zwat in einigen Fällen, kann aber nicht generell geschehen. Die Stadt Essen bemüht sich z.Z., in Zusammenarbeit mit Ulrike, einen generell machbaren Weg zu finden.
6 - Transmann-Operation im Iran
(Dieser Bericht wurde von Max telefonisch abgegeben, am Tag seiner Abreise in den Iran und von Helma Katrin eingestellt)
Ich heiße Max und wurde in Deutschland, als Kind einer deutschen Mutter und eines iranischen Vaters, geboren. Mein Vater ist Arzt für Wiederherstellungs- und Plastische Chirurgie. Die Ehe scheiterte und er arbeitet wieder im Iran. Ich selbst habe die iranische und deutsche Staatsbürgerschaft und fühlte mich nie als Mädchen. Ich lebe als Mann und werde auch als Mann wahrgenommen.
Nun steht die Mastektomie und die Hysterotomie an. Ich wollte diese Eingriffe, nach Rücksprache mit meinem Vater, von ihm und dem iranischen Operationsteam durchführen lassen, sah aber zunächst keine Chance, wie ich einreisen sollte. Gleichgültig ob ich mich als Frau verkleiden würde oder als Mann einreise, ich musste damit rechnen, dass ich festgenommen werde. Diese Ansicht teilte auch mein Vater.
Die Lösung des Problems ergab sich durch den Ergännzungsausweis. Mit diesem Dokument, dem iranischen Reisepass und dem Personalausweis ausgestattet wurde ich bei der iranischen Botschaft vorstellig. Dort wurde mir eine amtliche Übersetzung des Ergänzungsausweises ins persische ausgestellt und ein Begleitschreiben gegeben (ich beherrsche persisch in Wort und Schrift, so dass ich lesen konnte was in den Schreiben steht), in dem
a) best ätigt wurde, dass ich als Mann einreisen darf
b) darauf hingewiesen wurde, dass nach den vollzogenen Eingriffen im Iran mein Name und mein Geschlecht in den Urkunden zu ändern sei.
Nun ging alles sehr schnell. Ich bekam schon drei Tage später einen Flug zu meinem Vater und werde mich, wenn alles in etwa 4 Monaten überstanden ist, wieder melden.
Max, 24.03.2001
5 - Festnahme einer TransFrau (ohne amtliche Vornamensänderung)
Im Sommer 2000 wurde eine TransFrau von der Kölner Kripo festgenommen. Bei der Vorführung vor dem Haftrichter fragte dieser, ob sie lieber als Herr oder Frau angesprochen werden möchte. Als sie darum bat, dass sie mit Frau angesprochen werde, wurden im Haftbeschluss ihre weiblichen Vornamen verwendet, lediglich bei der ersten Namensnennung tauchte in Klammern einmal der alte männliche Vorname auf. In allen anderen Papieren wurde nur ihr weiblicher Name benutzt.
Als sie gefragt wurde, ob sie sich in einem Männergefängnis oder in einem Frauengefängnis sicherer fühlen würde, entschied sie sich für letzteres. Sie verbüßt nun in einem Frauengefängnis ihre Strafe.
Name ist der dgti bekannt
4 - Nächtliche Fahrzeugkontrolle
Bei einer routinemäßigen Fahrzeugkontrolle, nachts in Regensburg, übergibt der Fahrer seine Wagenpapiere und den Führerschein dem Beamten. Dieser kontroliert sie und wendet sich dann an den Fahrer.
Streifenbeamter: "Wenn sie mit dem Auto ihrer Schwester fahren, dann ist es richtig, dass sie deren Fahrzeugpapiere mitführen. Sie müssen aber ihren eigenen Führerschein vorlegen, nicht den ihrer Schwester." - Fahrer: "Das ist mein eigener Führerschein. Ich habe gar keine Schwester." - Es entspinnt sich ein kurzer Dialog, in dem der Fahrer dem Beamten seine Lage klar machen will. Darauf sagt der Beamte: "Ich rate Ihnen sich den Ergänzungsausweis bei der dgti zu besorgen um solche Probleme in Zukunft zu vermeiden."
Und diese Meldung aus Niederbayern- selbst für uns von der dgti recht erstaunlich.
Name ist der dgti bekannt
3 - Ummeldung bei der Sozialversicherung
Ein TransMann, bisher ohne somatische Behandlung, outet sich bei seinem Arbeitgeber unter Vorlage des Ergänzungsausweises. Sein Erscheinungsbild ist männlich und er hat dadurch, dass er im Rahmen seine Ausbildung auch mit Publikumsverkehr und Kundenberatung zu tun hat, immer wieder Probleme gehabt, da ihn Fremde eben als Mann wahrnehmen, die Kollegen aber "wußten", dass er eine Frau sei.
Der Arbeitgeber rückversicherte sich bei der dgti, ob es zulässig sei seinen Mitarbeiter umzumelden. In zwischen liegt ein männlicher Sozialversicherungsausweis vor, die Personalakte ist umgestellt, die Umschreibung des Lehrvertrages läuft.
Name, Ort und Firma sind der dgti bekannt
2 - Besuch in der forensischen Psychiatrie in Düren
Gefängnisse und forensische Psychiatrien sind verpflichtet ein Wachbuch zu führen. In ihm wird der Name des Besuchers, die Nummer seines amtlichen Ausweises, der Name des Besuchten, die Eintritts- und Austrittszeit eingetragen. Der Besucher muss seinen amtlichen Ausweis hinterlegen und erhält ihn beim Verlassen zurück. Von dieser Regel gibt es keinerlei Ausnahmen.
Als ich am 26.10.00 eine unter meiner Betreuung stehende Gefangene in der forensischen Psychiatrie besuchte verfuhr ich entsprechend der mir bekannten Vorschriften, legte meinen Ausweis vor und sagte, wem der Besuch galt. Ich bemerkte zwar, dass der Sicherheitsbeamte stutzte als er den Ausweis entgegen nahm, dann aber die Eintragungen im Wachbuch machte. Ich nahm an, dass er durch meine Stimme irritiert war.
Als ich die forensische Psychiatrie wieder verließ stutzte ich, als ich meinen Ausweis in Empfang nahm. Jetzt erst stellte ich fest, dass ich aus Versehen statt des Personalausweises meinen persönlichen Ergänzungaausweis vorgelegt hatte. Der Ausweis wurde, ohne jede Rückfrage an mich, als Dokument akzeptiert.
Helma Katrin Alter, 26.10.00
1 - EU- und G7-Gipfel im Sommer 1999 in Köln
Anläßlich der beiden großen Veranstaltungen in Köln wurden große Teile der Kölner Altstadt zum Hochsicherheitsbereich erklärt. Diese Maßnahme brachte für die dort lebende und wohnende Bevölkerung einige Unannehmlichkeiten mit sich. Im Rahmen einer Großveranstaltung wurden die betroffenen Bürger vom damaligen Polizeipräsidenten Roters ausführlich informiert.
Durch die Anfrage einer TransFrau wurde plötzlich klar, dass es für Transgender, die in diesem Bereich wohnen oder arbeiten zu Problemen kommen kann. Sie zeigte Herrn Roters den Ergänzungausweis und erklärte kurz wer ihn bekommen kann und wo er ausgestellt wird. Die dgti stellte daraufhin dem Polizeipräsidium Köln alle notwendigen Unterlagen und auch Muster zur Verfügung, um alle an der Sicherung des EU- und G7-Gipfel beteiligten Sicherheitskräfte zu informieren (dadurch erhielten ca. 30.000 Kräfte der Polizei, des BGS und anderer Sicherheitskräfte aus ganz Deutschland, und dem beteiligten Ausland, Kenntnis vom Ergänzungsausweis).
Ich selbst habe es dann ausprobiert, ob die Information geklappt hat. Nur durch Vorlage des Ergänzungausweises konnte ich unbehelligt den Kernbereich der Altstadt betreten und das Gelände rund um das Hilten, in dem der Präsident der USA Quartier bezogen hatte.
Helma Katrin Alter, Sommer 1999
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