02 | 05 | 2024

Weibliche Sexualhormone

1. Natürliche weibliche Sexualhormone

2. Östrogene

3. Gestagene

4. Antiandrogene

5. Hinweise für Transfrauen

Schlussbernerkung

1. Natürliche weibliche Sexualhormone

Die im Körper der erwachsenen Frau im wesentlichen beteiligten Hormone lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Dies sind in erster Linie die Gruppe der Östrogene und in zweiter Linie die Gruppe der Gestagene. Hierbei spielen die Östrogene die wesentlichere Rolle für die Ausbildung der typisch weiblichen Körperformen. Ein erheblicher Teil dieser Körperform wird durch die subkutane (unter der Haut liegende) Verteilung des Körperfettes erzeugt: Der Aufbau die Fettdepots wird durch den Einfluss und Eigenschaft der Gestagene unterstützt. Der übrige Teil wird durch die Skelettausbildung während der Wachstumsphase unter Einfluss der Geschlechtshormone bestimmt.

2. Östrogene

2.1. Die Gruppe der natürlichen Östrogene

Die im Körper auf natürlichen Wege gebildeten Östrogene umfassen im wesentlichen 3 Substanzen.

Dies sind: Östradiol, Östriol, Östron;

Die Östrogene werden im weiblichen Körper hauptsächlich in den sogenannten Follikelepithelen gebildet. Andere Bildungsorte, welche es auch im männlichen Körper gibt, sind hierbei von untergeordneter Bedeutung. Diese Bildungsorte erlangen nur bei Erkrankungen Bedeutung. Sie gehören chemisch zur Gruppe der Steroidhormone und besitzen dementsprechend auch eine leichte steroide Wirkung. Es gelang erstmals 1929 Östron in reiner kristalliner Form zu isolieren.

2.2. Wirkungen der Östrogene

Die hauptsächliche Wirkung der Östrogene ist die Förderung des Wachstums der Geschlechtsorgane. Das wichtigste Hormon dieser Gruppe ist dabei das Östradiol. Eine weitere Wirkung ist die Ausbildung der sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale (i.B. die weibliche Brust). Die Gruppe der Östrogene besitzt, wie schon zuvor erwähnt, aufgrund des Steroidgerüstes eine schwache anabole Wirkung und bewirken die Vergrößerung der subkutanen Fettdepots. Die Anwesenheit der Östrogene im Körper erhöht die Konzentration der HDL (High-Density-Lipoproteine), die der LDL (Low-Density-Lipoproteine) und des Plasmacholesterols wird verringert. Östrogene verringern auch die Talgproduktion und hemmen das Wachstum der Talgdrüsen. Die Bildung der Endometriumsdrüsen sowie der Aufbau der Uterusschleimhaut ist ebenfalls auf den Einfluss der Östrogene zurück zu führen.

Eine weitere wichtige Funktion die auf Östrogene zurückzuführen ist die Beendigung des Längenwachstums der Knochen während der Pubertät. Dies wird durch den Schluss der Epiphysenfugen im Knochen bewirkt. Östrogene steigern die Calciumresorption (Calciumaufnahme) und beschleunigen bzw. steigern die Einlagerung von Calcium in den Knochen. Der Calcium?antagonistische? (dem Calcium entgegenwirkend) Effekt sowie den direkten Gefäßangriff wird der periphere Gefäßwiderstand insbesondere der kleinen Gefäße verringert.

In der Leber bewirken sie eine Steigerung der Synthese der für den Transport der Östrogene an die Erfolgsorgane erforderlichen Transportproteine. Durch die Initiierung der vermehrten Bildung von SHGB (Sexualhormonbindendes-Globulin) sowie von Transcortin wird die akute Wirkung der vorhandenen Androgene und Glucocorticoide verringert. Ein weiterer Effekt, der insbesondere bei höheren Dosen auftritt, ist die Rentention von Natriumchlorid und Wasser. Die gesteigerte Bildung von Gerinnungsfaktoren sowie der 5-HT-Rezeptoren sind kennzeichnend für die Wirkung der Östrogene. Einen Einfluss auf das Sexualverhalten der Frau scheinen die Östrogene kaum zu haben. Er ist in jedem Falle geringer, als der Einfluss den Testosterone auf das Sexualverhalten des Mannes ausüben. Dieser Einfluss ist aber nicht zu verwechseln mit dem Einfluss der Östrogene auf das allgemeine und umfassende psychische Befinden. Berücksichtigung sollte dieser Umstand insbesondere bei der Behandlung von "Mann zu Frau Menschen" ( MzF transsexuelle Menschen - TransFrauen) finden, da er wesentlich auch für die Gestaltung der psychologischen Behandlung sein sollte.

2.3. Zusätzliche andere Wirkungen

Da Östrogene an vielen Stellendes Körpers eine bedeutende Rolle spielen, besitzen sie auch viele Wirkungen die z.T. weiter oben schon beschrieben wurden. Diese sind in fast allen Fällen von Dosis, Dauer, Medikament, Körper und körperlichem Zustand des Patienten abhängig.

Eine zusätzliche Applikation von Östrogenen bedarf immer einer Überwachung durch einen erfahrenen Arzt. Die verwendeten Medikament sollten, um jede Risikoerhöhung auszuschalten, nur aus Apotheken oder aus den Beständen des behandelnden Arztes stammen.

Zu den sogenannten Nebenwirkungen gehören:

- Erhöhung des Thromboembolie-Risikos (das Auftreten von Phlebitiden, entzündliche Erscheinungen an Venen). Bei erhöhter Thrombosegefahr sind Östrogene abzusetzen.)

- Atrophie (Verkleinerung) der männlichen wie weiblichen Keimdrüsen durch Hemmung der Gonadotropinausschüttung.

- Spannungsgefühle in den Brüsten

- Gewichtszunahme

- Übelkeit

- Natrium- und Wasserretention und in deren Folge Ödembildung

- Hyperpigmentierung der Haut

Östrogene sind in jedem Falle contraindiziert bei:

- Mammitumoren

- Leberfunktionsstörungen

- thromboembolische Erkrankungen

- Sichelzellenanämie

- Hyperbilirubinämie

Zum Abschluss dieses Absatzes sei noch erwähnt, dass alle pflanzlichen Alkaloide, Mutterkornalkaloide, Barbiturate und Carbamazepin die Wirkung von Östrogenen eingeschränkt wird.

2.4. Herstellung der Östrogene im Körper (Biosynthese)

Testosteron und Androstandion sind Androgene, d.h. sie sind den männlichen Hormonen zu zuordnen. Sie sind von ihrer Bedeutung im weiblichen Körper aber auch die Vorstufensubstanzen für die Bildung der Östrogene. Aus ihnen werden in den Follikelepithelen die Östrogene synthetisiert ( hergestellt ). Sie werden auch, insbesondere in der Menopause, in der Nebennierenrinde synthetisiert. Dort wird Dehydroepiandrosteron als Basis umgewandelt. Im Organismus gebärfähiger Frauen beträgt die Östrogensekretion 25-100 µg welche mit Eintritt des Klimakteriums auf 5-10 µg täglich sinkt.

Bei der Betrachtung der vorgenannten Werte ist zu beachten, dass es sich bei dieser Angabe nicht um einen absoluten Wert im Sinne der Laborwerte, bei denen eine augenblickliche Konzentration gemessen wird, handelt.

2.5. Weg der Östrogene im Körper (Kinetik)

Die Lebensdauer der Östrogen-Moleküle ist mit ca. 50 Minuten Halbwertzeit recht kurz. Dies liegt daran, das der Metabolismus der auf die Östrogene, insbesondere Östron und Östradiol einwirkt, sehr vielfältig ist. Noch vielfältiger sind diese Einflüsse bei oraler Applikation. Dies alles geschieht insbesondere in der Leber. Hier liegt, z.B. bei oral appliziertem Östradiol, der First-Pass-Effekt bei über 90%. Lediglich Östriol ist noch therapeutisch nutzbar. Man hat, um die allgemeine Wirksamkeit der Östrogene zu erhöhen, diese chemisch verändert.

2.6. Östrogene Präparate

Da natürliche, unveränderte Östrogene, mit Ausnahme des Östriols, kaum therapeutisch genutzt werden können, werden sie chemisch verändert und sind somit teilsynthetisch. Ergänzend hierzu, hat man im Verlaufe der Forschung auch totalsynthetisch gewonnene Substanzen geschaffen, die weitestgehend Wirkungen besitzen, die denen der natürlichen Östrogene entsprechen. Außerdem gibt es noch Wirkstoffe die erst im Körper zum gewünschten Wirkstoff biotransformiert werden. Dies sind die sogenannten Prodrugs. Je nach Wirkstoff erfolgt die Gabe oral, transdermal oder intramuskulär. Demzufolge kann man also fünf große Wirkstoffgruppen bei den therapeutisch genutzten Östrogenen unterscheiden:

Medikamente mit "natürlichen" Östrogenen als Wirkstoff:

Wirkstoff: Östriol
Medikament. Oekolp, Ortho-Gynest, Ovestin;

Medikamente mit totalsynthetisch gewonnen Östrogenen als Wirkstoff:

Wirkstoff: Diethylstilbestrol, Diethylstilbestrol-Diphosphat, Chlorotrianisen;
Medikament: Fosfestrol, Honvan, Merbentul;

Medikamente mit teilsynthetisch gewonnen Östrogenen als Wirkstoff:

Wirkstoff: Ethinylestradiol, Estradiolvalerat, Estramustin
Medikament: Progynon C, Progynon Depot, Progynova, Estraderm TTS,

Medikamente mit konjugierten Östrogenen als Wirkstoff:.

Wirkstoff: Ethinylestradiol, Estradiolvalerat, Estramustin
Medikament: Climarest z.B. 1,25 mg,

Medikamente mit Östrogenen als Prodrugs:

Wirkstoff: Mestranol;
Medikament: Ovosiston, Ortho-Novum 1/50;

3. Gestagene

Gestagene Wirkungen im Körper sind im wesentlichen auf Progesteron zurückzuführen. Es ist mit den Nebennierenrindenhormonen chemisch nahe verwandt. Das "Corpus-luteum" oder Gelbkörperhormon wird hauptsächlich im Corpus-luteum des Ovars gebildet. Andere Bildungsorte sind die Plazenta, die Nebennierenrinden und die Testes. Es nimmt als Zwischenprodukt der Synthese von Androgenen und Östrogenen eine zentrale Rolle ein.

Die wesentlichen Progesteron- oder Gestageneffekte sind:

- Hemmung der LH

- Ausschüttung der Hypophyse

- Förderung der Drüsenbildung der Brüste

- Erhöhung der Ventilation( häufigeres Ein- und Ausatmen)

- katabole Wirkung

Progesteron ist nur kurz wirksam und hat eine biologische Halbwertzeit von ca. 20 Minuten. Um länger und oral wirksame Gestagene zu erhalten hat man diese chemisch verändert.

Bei der Applikation dieser Hormone ist zu berücksichtigen, dass diese, je nach Wirksubstanz des Präparates, östrogene oder androgene "Zusatzwirkungen" zeigen können. Gestagene sind grundsätzlich contraindiziert bei Leberschäden, Hyperbilirubinämie und thromboembolischen Erkrankungen.

4. Antiandrogene

Dies sind Antagonisten (Gegenspieler) der männlichen Sexualhormone. Sie blockieren die Wirkung dieser über die Blockade der zugehörigen Rezeptoren. Die beiden bekanntesten Wirkstoffe sind wohl Cyproteronacetat (Androcur) sowie Flutamid (Fugerel).

Als häufigste Nebenwirkungen wären zu nennen:

- Gynäkomastie

- kardiovaskuläre Störungen

- Übel- und Appetitlosigkeit

- verringerte Libido

- Leberschäden

- Antriebslosigkeit

Antiandrogene sollten, aufgrund ihrer Nebenwirkungen, nach Möglichkeit nicht genommen werden. Sie sind in jedem Falle nicht mehr erforderlich nach der GA-OP.

5. Hinweise für "Mann zu Frau-Menschen" - Transfrauen

Die durch östrogen wirkende Produkte hervorgerufenen psychischen Veränderungen sind bei richtiger Dosierung und Kontrolle durch entsprechend erfahrene Ärzte gering. Sie führen in den meisten Fällen lediglich zu einer Dämpfung des Sexualverhaltens und zu zurückhaltenderen Wesenzügen. Dies schmälert im Normalfall nicht die Initiativ- und Leistungsfähigkeit. Massive Depressionen treten z.B. im wesentlichen nur dann auf wenn, Unter- oder Überdosierungen erfolgt sind. Dies kann seine Ursache im Wirkungsbild des Medikamentes haben. Als Beispiel möge die Anlage eines neuen Depots dienen, welches unter Umständen in den ersten paar Tagen ein massives Unwohlsein auslösen kann. Auch Medikamentenkombinationen können durchaus ein überdurchschnittliches Hochschaukeln der Wirkungen hervorrufen. Hier denke man im Besonderen an die Wirkungen von Androgenrezeptoren-Blockern (Androcur, Furegel). Eine weitere Ursache können biologische Funktionen Ihres Körpers sein, die außerhalb der "normalen zu erwartenden Funktionen" liegen. In jedem Falle sollte mindestens halbjährlich eine Kontrolle des Blutbildes und der verschiedenen Organfunktionswerte gemacht werden. Zu Beginn der Behandlung sollte dies für das erste halbe Jahr jeden Monat gemacht werden, bis die entsprechende Dosierung gefunden ist. Eine deutliche Senkung der verabreichten Hormonmenge ist meist postoperativ nach der GA-OP angezeigt.

Auch hier gilt wie bei jedem Medikamenteneinsatz, dass der Satz "Viel nützt viel", in der Anwendung von Medikamenten meist nicht stimmt!

Einer der elementaren Grundsätze der Biochemie, das Arndt-Schulz-Gesetz, lautet:

Schwache Reize fördern, starke hemmen und stärkste lähmen die Lebenstätigkeit.

Sie als Patientin und Betroffene merken dies als Erste! Denn auch das ungewöhnlich starke Nachlassen von Initiativfähigkeit und Leistungsfähigkeit sind erste Anzeichen einer nachlassenden Lebenstätigkeit!

Achten Sie auf Schmerzen im Rücken, in der Gegend wo die Wirbelsäule das Becken berührt, und auf Schmerzen, insbesondere unterschwellige, im Rücken dort wo die letzten Rippen sind. Diese Schmerzen könnten mit Ihrer kontrageschlechtlichen Hormonbehandlung zusammen hängen. Tasten Sie auch ab und an Ihre Leber ab, ob diese vielleicht vergrößert ist.

Schmerzen und Krämpfe der Fuß- und Unterschenkelmuskulatur insbesondere wenn diese Morgens vor den Wachwerden und in der Nacht auftreten, sind deutliche und eindeutige Zeichen, dass Ihre Hormonbehandlung nicht in Ordnung ist! Ein Arztbesuch ist unumgänglich!

Ständiger Durchfall allein, unter Umständen verbunden mit krampfartigen Schmerzen unterhalb des Bauchnabels, ist in jedem Fall ein Grund Ihren Arzt aufzusuchen. Hierbei sollten Sie bzw. Ihr Arzt dem Mineralstoffhaushalt besondere Aufmerksamkeit widmen.

Bedenken Sie:"Sie greifen in ein sich weitestgehend selbstregulierendes System, Ihren Körper, ein. In bestimmten Toleranzgrenzen verkraftet dieser das, aber dann nicht mehr, wenn Sie diese Grenzen überschreiten."

Nun noch ein Wort zu verschiedenen auf dem Schwarzmarkt erhältlichen Hormon-Präparaten.

Diese häufig aus den Ostblock stammenden Präparate enthalten aus Hirnen von Leichen gewonnene Hormone, oder sind teilweise sogar mit gefährlichen Substanzen verschnitten. Es ist über diese Produkte bekannt, dass Sie mit Prionen kontaminiert sind. Diese "Verunreinigungen" können, die sogenannte Kreuzfeld-Jakob-Krankheit, Hepatitis, und andere lebensgefährliche Erkrankungen auslösen.

Substanzen unbekannter Ursprungs gehören nicht in Ihren Körper, auch wenn diese Ihnen von "guten Bekannten" angeboten werden. Nur Ärzte und Apotheken garantieren Ihnen einwandfreie Medikamente!

Schlussbemerkung

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine gekürzte und auf die Bedürfnisse von Betroffenen abgeänderte Version eines Textes zu einer umfassenden Ärzteinformation der dgti. Dieser Text ist lediglich eine Information, die bestimmte Verhältnisse für Betroffene darstellen soll. Sie ist in keinem Falle als eine Rezeptur oder Gebrauchsanweisung zur Selbstmedikation zu verstehen.

Dieser Text unterliegt dem Copyright © der dgti und wurde verfasst von J. Cl. Clüssrath. Nachdruck oder Vervielfältigung jeder Art, auch auszugsweise, bedürfen der Genehmigung der dgti sowie der Autorin.

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